Joseph Beuys

Installationsansicht 1977 © VG Bild-Kunst, Bonn 2017. Foto: LWL / Rudolf Wakonigg

Installationsansicht 1977 © VG Bild-Kunst, Bonn 2017. Foto: LWL / Rudolf Wakonigg

Unschlitt/Tallow (Wärmeskulptur auf Zeit hin angelegt)

1977

Willkürlich in sechs Elemente zerschnittener Keil

Stearin, Talg, Chromel-Alumel-Thermo-Elemente mit Ausgleichsleitungen, Digitalmillivoltmeter, Wechselstromtransformator

Gesamtlänge: 955 cm, Höhe: 195 cm, Breite: 306 cm

 

Standort

Lichthof des Landesmuseums

Temporäre Aufstellung bis September 1978

 

Wegen unerwarteter Komplikationen bei der Herstellung, konnte die Arbeit erst ab Mitte Oktober 1977 im Museum präsentiert werden.

 

Eigentümer

Museum Hamburger Bahnhof, Berlin / Sammlung Marx

Joseph Beuys

* 1921 in Krefeld, Deutschland

† 1986 in Düsseldorf, Deutschland

Ursprünglich plante Joseph Beuys den funktionslosen keilförmigen Hohlraum oberhalb des Fußgängertunnels zum Schlossplatz (bis 2012 noch Hindenburgplatz) und unterhalb der Rampe des Hörsaalgebäudes ganz und gar mit Bienenwachs auszufüllen. Da sich dieses Projekt aus finanziellen und organisatorischen Gründen nicht realisieren ließ, wurde der keilförmige Raum präzise als Hohlform nachgebaut und mit einer Mischung aus 23 Teilen Stearin zu 1 Teil Rindertalg ausgegossen. Der Künstler ließ den fast zehn Meter langen Keil anschließend willkürlich zerschneiden und stellte ihn im Lichthof des Landesmuseums aus.

Beuys verwendete in seinen Arbeiten immer wieder eine Reihe von Materialien, darunter Honig, Bienenwachs, Fett, Filz, aber auch Kupfer. Die Symbolik seiner Skulpturen gründete größtenteils auf der Herkunft dieser Materialien, der Geschichte ihrer Verwendung durch den Menschen und auf ihren spezifischen physikalischen und sinnlichen Eigenschaften. So stellen beispielsweise Bienen aus Wachs die sechseckigen Wabenstrukturen zur Aufzucht ihrer Larven her, und Talg ist ein Mittel, das früher in der Wundversorgung gebräuchlich war. Die an menschliches Gewebe erinnernden, langsam erkaltenden Keilstücke im Innenhof des Landesmuseums verwiesen auf den völlig unscheinbaren und zwecklosen Hohlraum am Schlossplatz. Es entstand ein Dialog zwischen den Aggregatzuständen warm-weich und kalt-hart, organisch Lebendigem und Erstarrtem, Chaos und Kristall. Die eigentliche Plastik entstand jedoch im Sinne von Beuys’ künstlerischem Konzept als Soziale Plastik ‚zwischen‘ dem zerschnittenen Talgkeil im Lichthof des Landesmuseums und den Dreckecken am Schlossplatz.

 

Ferdinand Uptmoor

 

Standort

  • Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
  • Nicht mehr vorhanden
  • Im Museum