Mario Merz

Installationsansicht 1987 © VG Bild-Kunst, Bonn 2017. Foto: LWL / Rudolf Wakonigg

Installationsansicht 1987 © VG Bild-Kunst, Bonn 2017. Foto: LWL / Rudolf Wakonigg

Die optische Ebene

1987

Installation aus lackiertem Stahl, Glas, Stein, Zement und weiteren Materialien sowie Neonröhren und einem Spiegel

640 x 140 x 50 cm

 

Standort

In der großen Voliere des alten Zoos auf dem Gelände der damaligen Westdeutschen Landesbank an der Himmelreichallee, temporäre Aufstellung während der Ausstellung, ab August 1989 Dauerleihgabe des Künstlers. Die Adlervoliere wurde 2002 wegen ihrer Baufälligkeit abgerissen, das Kunstwerk wird seitdem in den Sammlungsräumen der Landesbausparkasse (LBS) aufbewahrt.

Mario Merz

* 1925 in Mailand, Italien

† 2003 in Turin, Italien

Auf dem Gelände des alten Zoologischen Gartens gab es in den 1980er-Jahren noch einige leerstehende Tiergehege, darunter die Adlervoliere, in die Mario Merz seine Installation Optische Ebene einfügte. Hinter Gittern platzierte er eine unregelmäßige, rot lackierte Dreiecksform aus Stahl, deren obere Kanten nach hinten abgewinkelt waren und als Abstandhalter zu der künstlichen Felsformation in der Mitte dienten. Merz erläuterte, er wolle „einen Tisch machen“, der sich „wie ein großes Rosenblatt“ an den Stein anschmiege.1 Etliche lotrecht aufgestellte Gläser vervollständigten die bizarre Konstellation aus vorhandenem Kunstfelsen, Schotter und neu hinzugegebenen Objekten.

Als einer der Hauptvertreter der italienischen Arte povera erlangte Merz Bekanntheit durch seine Iglus aus Natur- und einfachen Industriematerialien, die er in einem Metallgestell ineinanderfügte. Diese halbrunden Gebilde verstand Merz als symbolische Prototypen des Ursprünglichen – eine Behausungsform, die den Gegensatz von natürlicher und kultureller Entwicklung aufzeigte.

Merz’ Münsteraner Arbeit kann im weitesten Sinne diesem Werkkontext zugeordnet werden. Während der Künstler die Gerüste der Iglus für seine Arbeiten üblicherweise selbst konstruierte, wählte er in Münster in Form der Voliere ein bereits bestehendes Gerüst. Dieses Gestell bildete hier die äußere Grenze für die kargen Reste einer isolierten Lebenswelt, die natürlich erscheinen wollte, aber gänzlich künstlich blieb.

Ebenso griff der Käfig auf veränderte Weise die Schutzfunktion der metaphorischen Iglus vor den unkontrollierbaren Kräften der Natur auf. Er war eine künstliche ‚Behausung‘ für die einst darin eingehegten Tiere gewesen, die in einer imitierten Natur und in Abhängigkeit vom Menschen gelebt hatten. Ohne die Adler bot die leere Käfighülse Merz einen Inszenierungsraum für seinen künstlerischen Kommentar über Dinge, Natur und Zivilisation.

Daniel Friedt

Mario Merz, „Projekt: Die optische Ebene“. In: Klaus Bußmann und Kasper König (Hg.), Skulptur Projekte in Münster 1987, Ausst.-Kat.: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster, Köln 1987, 182.

Standort

Installationsansicht 1987 © VG Bild-Kunst, Bonn 2017. Foto: LWL / Rudolf Wakonigg

Mario Merz
Die optische Ebene

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