Huang Yong Ping

Installationsansicht 2017. Foto: Hubertus Huvermann

Installationsansicht 2017. Foto: Hubertus Huvermann

100 Arme der Guanyin

1997

Stahlgerüst in Form eines Flaschentrockners, 50 modellierte Abgüsse von 3 Armformen

Höhe 6 m

 

Standort

Verkehrsinsel am Marienplatz, südlich der Kirche St. Ludgeri, 2011 wegen Umbauarbeiten am Marienplatz entfernt und restauriert, seit 2012 wieder aufgebaut, permanente Installation

 

Eigentümer

LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster

Erworben mit finanzieller Unterstützung durch den Verein der Kaufmannschaft Münster.

Huang Yong Ping

* 1954 in Xiamen, China
† 2019 in Paris, Frankreich

Für seine Skulptur in Münster ließ sich Huang Yong Ping sowohl von Duchamps ikonischem Werk, dem Flaschentrockner (1914), als auch von der Christusfigur in der Kirche St. Ludgeri, die bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg die Arme verlor, inspirieren.1 Der sechs Meter hohe Flaschentrockner ist anstelle von Flaschen mit 50 modellierten Armen bestückt, die wiederum auf die buddhistische Göttin Guanyin verweisen.2 Während in den 1000 Händen der Göttin religiöse Gegenstände liegen, versieht Huang Yong Ping seine Hände mit Alltagsgegenständen, die einem europäischen Publikum geläufig sind.
Huang Yong Ping erschafft allerdings nicht einfach ein europäisches Pendant. Zwar stellt er gemeinsame Elemente der chinesischen und europäischen Kultur heraus, thematisiert aber vor allem ihre Unterschiede. Der Künstler vereint Flaschentrockner und Göttin zu einem Hybrid, das zugleich Ding und Mensch ist.
Huang Yong Ping war Mitbegründer der Künstlergruppe Xiamen Dada, die sich nach Maos Tod an westlicher Avantgardekunst orientierte.3 Seit 1989 lebt er in Paris und arbeitet an monumentalen Skulpturen und Installationen, die sich mit der chinesischen Kultur auseinandersetzen.4 In Münster lässt die offensichtliche Unvereinbarkeit von Armen und Flaschentrockner sein Interesse an dadaistischen Arbeitsweisen hervor scheinen. Während er diese in seinem Werk oft nutzt, um das Pathos des sozialistischen Realismus zu unterlaufen, dienen sie ihm hier dazu, postkoloniale Fragen zu verhandeln. Die mechanische Verbindung der Elemente verdeutlicht mittels ironischen Gestus die Komplexität kultureller Austauschprozesse.

Stefanie Raupach

1 Klaus Bußmann, Kasper König und Florian Matzer (Hg.), Skulptur. Projekte in Münster 1997, Ausst.-Kat.: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster, Ostfildern-Ruit 1997, 223.

2 Ebd.

3Edward L. Davis (Hg.), Encyclopedia of Contemporary Chinese Culture, London 2005, 373.

4Hou Hanru, A necessary Reminder. In: De Appel (Hg.), Huang Yongping, Ausst.-Kat.: De Appel, Amsterdam 1998, 65.

Standort

  • Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
  • Nicht mehr vorhanden
  • Im Museum