Georg Baselitz

Georg Baselitz präsentierte in der Eingangshalle des barocken Erbdrostenhofes seine 1995 gefertigte Holzskulptur Ding mit Asien. Die auf einem Sockel ausgestellte Figur stellt einen grob bearbeiteten weiblichen Torso dar, den ein blau-rot kariertes Stoffstück ganz bedeckt. Gestische rote Pinselstriche akzentuieren verschiedene Körperstellen.

Seit 1979 schafft Baselitz neben seiner Malerei auch Skulpturen.¹ In beiden Medien bewegen sich seine Figuren mit ihrem abstrakt-expressiven Äußeren jenseits von Symmetrie und Regelmäßigkeit. Die übergroßen Körper, Köpfe und Gliedmaßen sind in ihrer Figürlichkeit zu erkennen. Seine Skulpturen stellen aufgrund der rauen Bearbeitung mit Kettensäge, Axt und Stecheisen formal einen Bezug zu außereuropäischen Kunst- und Kulturobjekten her.²

Einen auffälligen Kontrast erzielte der Künstler durch die Aufstellung der Skulptur Ding mit Asien in dem ursprünglich von Johann Conrad Schlaun errichteten und dann nach dem Zweiten Weltkrieg rekonstruierten Barockpalais. Baselitz, der sich in seiner Kunst von der deutschen Kriegs- und Nachkriegszeit beeinflusst sieht, wählte damit ein Gebäude in Münster, dessen Bauhistorie anschaulich die Entwicklung von barocker Glanzphase über den kriegsbedingten Totalschaden bis hin zum mühevollen Wiederaufbau dokumentiert.

Daniel Friedt

¹ Vgl. Karola Kraus (Hg.), Georg Baselitz. Skulpturen, Werkverzeichnis, Baden-Baden, Staatliche Kunsthalle und Berlin, Distanz Verlag, 2009.

² Baselitz sammelt seit über 35 Jahren ost- und zentralafrikanische Skulpturen, darunter Stoffpuppen, Köpfe und große Holzfiguren der Bwe/Bembe sowie Werke der Teke; siehe Peter Stepan (Hg.), Baselitz. Die Afrika-Sammlung, Ausst.-Kat.: K20 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen u. a., München u. a. 2003.