Martha Rosler

Installationsansicht 2016. Foto: Hubertus Huvermann

Installationsansicht 2016. Foto: Hubertus Huvermann

Unsettling the Fragments (Eagle) [Erschütterung der Fragmente (Adler)]

2007

Abformung im Originalmaßstab, hergestellt aus Polyethylenterephthalat (PET), montiert auf einen Mast

120 x 180 x 50 cm, Masthöhe 3 m

 

Standort

Rothenburg / Ecke Königsstraße, vor dem Eingang der Einkaufspassage Münster Arkaden, permanente Aufstellung

 

Eigentümer

LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster

Erworben mit finanzieller Unterstützung der Freunde des Museums für Kunst und Kultur e.V.

 

Die Arbeit wurde im Frühjahr 2017 zu Restaurierungsarbeiten vorübergehend deinstalliert.

Seit dem 16.04.2018 befindet sie sich wieder an ihrem angestammten Standort.

Martha Rosler

* 1943 in New York, USA
lebt und arbeitet in New York

Ein steinerner Adler im Greifflug empfängt die Besucherinnen und Besucher vor den Münster Arkaden, einem großen Einkaufszentrum in der Innenstadt. Martha Rosler stellte dort 2007 die Kopie eines Emblems auf einen Mast, dessen Original bis heute die Fassade des Luftwaffentransportkommandos der Bundeswehr, ehemals der Wehrmacht, vor Ort in Münster ziert. Das Gebäude wurde 1935 zur Zeit des Nationalsozialismus von dem Architekten Ernst Sagebiel gebaut, dem Adler über dem Eingangstor wurde nach Kriegsende das Hakenkreuz-Symbol aus den Klauen geschlagen.

Die amerikanische Konzeptkünstlerin überzog Münster während der skulptur projekte münster 07 mit mehreren Erinnerungsmomenten in Form verschiedener Symbole, welche aus einer intensiven Ortsrecherche hervorgingen.1 Die Installation Unsettling the Fragments umfasste neben dem steinernen Adler noch zwei weitere Elemente: Für den Zeitraum der Ausstellung führte ein Bambustunnel, ähnlich den Gewächsen im Botanischen Garten, vom Chorbereich der St.-Lamberti-Kirche zur Stadtbücherei. Vor der Bücherei standen Kopien der drei Eisenkörbe, in denen im 16. Jahrhundert die gefolterten Körper der sogenannten Wiedertäufer zur Schau gestellt wurden. Die Originalkörbe befinden sich am Kirchturm zu St. Lamberti.2 Als Stellvertreter vergangener Machtverhältnisse, politischer Ideologien und gesellschaftlicher Entwicklungen rekontextualisiert Rosler die Reproduktionen und lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die darin gespeicherte Vergangenheit. Gleichzeitig zeigt sie durch die Wahl der Orte und Objekte Kontinuitäten auf. Der Adler stellt die Architektur der Münster Arkaden zur Diskussion, die stilistisch an die Tradition der Bauten aus der Zeit des Nationalsozialismus erinnert und verweist darüber hinaus auch auf eine aktuelle Situation: Das Hauptquartier der Bundeswehr, wo sich noch immer der originale Adler befindet, beteiligt sich fortwährend an internationalen Einsätzen. Damit weist Rosler auf Widersprüche im heutigen Stadtbild sowie unserer Haltung zur Stadt und ihrer Geschichte hin und provoziert Fragen nach gelöschten und sichtbaren Spuren der Vergangenheit.

Sophia Trollmann

1 Martha Rosler, Martha Rosler – Unsettling the Fragments, In: Brigitte Franzen, Kasper König und Carina Plath (Hg.), skulptur projekte münster 07, Ausst-Kat.: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster, Köln 07, 202–213.

2 Auch Lothar Baumgarten nimmt in seinem Beitrag Drei Irrlichter für die Skulptur Projekte in Münster 1987 Bezug auf die Wiedertäufer und installierte in den Eisenkörben am Kirchturm Lichter.

Bilder

Standort

  • Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
  • Nicht mehr vorhanden
  • Im Museum