Per Kirkeby

Installationsansicht 2017. Foto: Hubertus Huvermann

Installationsansicht 2017. Foto: Hubertus Huvermann

Bushaltestelle [Bus Stop]

1997

Öffentlicher Nutzbau und architektonische Skulptur

Rotblaubunt-Ziegel, Stahl, Holz

Mauer: Höhe 2,86 m, Länge 50 m, Mauerstärke zwischen 0,37 m und 0,74 m

Unterstand: Dachhöhe 2,9 m bis 3,2 m, Rückwandhöhe 2,9 m, Seitenwandhöhe etwa 3,9 m, Länge 10 m, Tiefe 3 m

 

Standort

Bushaltestelle Schlossplatz (bis 2012 noch Hindenburgplatz) am Vom-Stein-Haus, Schlossplatz 34, permanente Installation

 

Eigentümer

Stadt Münster

Per Kirkeby

* 1938 in Kopenhagen, Dänemark
lebt und arbeitet in Kopenhagen, auf der Kattegat-Insel Læsø, Dänemark, in Frankfurt am Main, Deutschland, sowie in Arnasco, Italien

† 2018 in Kopenhagen, Dänemark

Per Kirkeby legte 1997 entlang des Hofes des ehemaligen Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums aus Ziegelsteinen eine Bushaltestelle mit einer rahmenden Mauer an. Die Durchführung eines öffentlichen Bauvorhabens hatte er zunächst mit der Idee zur Errichtung einer Kleinen Markthalle für Fahrräder vor der Apostelkirche verfolgt, die das Stadtplanungsamt 1996 allerdings ablehnte. Alternativ konzipierte Kirkeby in Schlossnähe die Bushaltestelle, mit der er einen Unterstand für bis zu 50 Personen sowie einen Lärm- und Sichtschutz zwischen dem Schulhof und der angrenzenden vierspurigen Straße schuf. Er verband Kunstwerk und Nutzbau zu einer urbanen Architektur von zurückhaltender künstlerischer Formensprache. Diese äußert sich in der Rhythmisierung der Wandzonen durch Vor- und Rücksprünge sowie in der Gestaltung des Wartebereichs durch schlanke Metallsäulen und quadratische Fensteröffnungen.

Eine frühere, hüfthohe Mauerbegrenzung ersetzte der Künstler durch eine fast drei Meter hohe und gut 50 Meter lange Wand. Die mäandernde und mit vertikalen Rillen versehene Gliederung wirkt schlicht und dennoch ornamental. Das mittlere Segment springt zurück und bietet Raum für den zur Straße offenen Wartebereich. In den Nischen der Rückwand laden Mauerwerksvorsprünge zum Sitzen ein und an den erhöhten Seitenwänden des Bushäuschens sind in 1,5 Metern Höhe Fensteröffnungen zum Hof eingelassen. Ein leicht geneigtes Pultdach aus Holz liegt über einer einfachen Stahlkonstruktion mit je vier Stützen zur Straßen- und Hofseite. Die Mauernischen aufseiten des Hofes versah Kirkeby mit hölzernen Sitzflächen für die Schulkinder. In seinen Entwürfen vermerkte er, dass der Wartebereich allerdings nicht als Haus gedacht sei, da Mauer und Halbdach „unabhängige Elemente“ blieben und lediglich ineinandergeschoben würden.1

Kirkebys Materialwahl und Bauweise formuliert die traditionelle Backsteinarchitektur Münsters neu, auf die er sich schon mit seinem Beitrag Backstein-Skulptur für die Skulptur Projekte in Münster 1987 bezog. Seit den 1970er Jahren setzt er Arbeiten aus Backstein, die skulpturale und architektonische Eigenschaften vereinen, im Außenraum um, ab Ende der 1980er entwickelte er diese zu begehbaren Bauten und schließlich zu funktionsfähigen Gebäuden weiter. Mit der Bushaltestelle inszeniert Kirkeby einen temporären Aufenthaltsort und wirft Fragen zu den Möglichkeiten von Kunst am Bau auf.

Daniel Friedt

1 Klaus Bußmann, Kasper König und Florian Matzner (Hg.), Skulptur. Projekte in Münster 1997, Ausst.-Kat.: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster, Ostfildern-Ruit 1997, 252–259.

Standort

  • Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
  • Nicht mehr vorhanden
  • Im Museum

Weitere Teilnahmen

Weitere Teilnahmen dieses Künstlers: 1987