Ayşe Erkmen

Installationsansicht 2017, Foto: Henning Rogge

Installationsansicht 2017, Foto: Henning Rogge

On Water [Über Wasser]

2017

 

Installation

Seefracht-Container, Stahlträger, Gitterroste

 

Maße

6400 × 640 cm Lauffläche

 

Standort

Stadthafen 1

Nordseite: Hafenweg 24,  Südseite: Am Mittelhafen 20

 

Temporäre Installation für die Dauer der Ausstellung

 

Ayşe Erkmen

* 1949 Istanbul, Türkei

lebt in Berlin, Deutschland und Istanbul, Türkei

Ayşe Erkmens ortsbezogene Interventionen lenken das Augenmerk auf Übersehenes und stellen aus, was sonst verdeckt bliebe. Sie greift in gegebene Strukturen ein und verändert Funktionen oder Abläufe, wodurch sich mindestens ein ungewohnter, wenn nicht ein gänzlich neuer Blick auf Bekanntes eröffnet.

Für die Skulptur Projekte 2017 wählte Erkmen den Binnenhafen als Standort. Zwischen dem stark frequentierten Nordkai und dem eher industriell geprägten Südkai installierte sie knapp unter der Wasseroberfläche einen Steg, der beide Ufer miteinander verband. Es entstand der Eindruck, die Besucher:innen würden über das Wasser laufen. Sie wurden dabei zu sichtbaren Akteur:innen auf einer von Erkmen inszenierten Bühne. Darüber hinaus beleuchtete die Künstlerin Probleme soziologischer und stadtplanerischer Art: Wie werden Grenzen auf Landkarten gezogen und soziokulturelle Zugänglichkeit auf dem Reißbrett geregelt? Wie können einmal gebaute Hürden physisch und metaphorisch überwunden werden?

Innerhalb des Werkes von Erkmen manifestiert sich das Transportieren, Relokalisieren und Verschieben immer wieder neu. So brachte sie während der Skulptur Projekte 1997 Sammlungsobjekte des Landesmuseums auf ungewöhnliche Weise in Bewegung, als sie diese mit einem Hubschrauber über der Stadt kreisen ließ. Damals waren Vorschläge für eine Intervention am St.-Paulus-Dom abgelehnt worden, und so nutzte Erkmen den genehmigungsfreien Luftraum. 2017 bot sie einen im Gefüge der Stadt nicht vorgesehenen Weg an und beschäftigte sich ferner mit dem in ihren Arbeiten häufig auftauchenden Element Wasser. Für die 54. Biennale von Venedig ließ sie 2011 unter dem Titel Plan B. eine Wasseraufbereitungsanlage in der italienischen Lagunenstadt installieren. Ihr Werk Shipped Ships hatte ebenfalls einen konkreten Bezug zu Wasserwegen: 2001 konnten die Bewohner:innen Frankfurts den Main mittels angemieteten Personenfähren aus Japan, Italien und der Türkei erstmals als Transportweg nutzen.

Flussläufe fungierten auf politischen Karten oft als Möglichkeit der Grenzziehung, Wasserwege und menschengemachte Kanäle dagegen als Ausgangspunkte und Katalysatoren für urbane Entwicklung. Wasserläufe zeichnen sich dementsprechend durch eine zivilisatorische Ambivalenz zwischen Möglichkeit und Beschränkung aus, die Erkmen in ihrem Beitrag für die Skulptur Projekte 2017 nicht nur spiegelte, sondern im Wortsinn überbrückte. Ihr Steg bestand zudem aus versenkten Cargo-Containern, jenen Behältern also, die normalerweise zum Transport von Gütern oberhalb der Wasseroberfläche auf Schiffen vorgesehen sind. Der von der Schifffahrt wenig benutzte Stadthafen des Dortmund-Ems-Kanals wurde für die Bewohner:innen und Besucher_innen Münsters per pedes erschließbar, und Erkmen verband damit zwei zuvor durch das Hafenbecken getrennte urbane Räume – nicht durch eine Land-, sondern durch eine Wasserbrücke.

Nico Anklam

Bilder

Standort

  • Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
  • Nicht mehr vorhanden
  • Im Museum

Weitere Teilnahmen

Weitere Teilnahmen dieses Künstlers: 1997