Mika Rottenberg

Cosmic Generator

2017

 

Film- und Rauminstallation

Asialaden, Video (ca. 20 Min.), Kunststoffobjekte, Straßenschild

 

Standort

Gartenstraße 29

Temporäre Installation für die Dauer der Ausstellung

Mika Rottenberg

* 1976 Buenos Aires, Argentinien, lebt in New York, USA

Mika Rottenbergs Filminstallationen widmen sich der Verführung, Magie und Verzweiflung unserer hyperkapitalistischen, globalisierten Welt: In seltsamen Fabriken, die ausgeklügelten Fertigungslogiken folgen, produzieren Arbeiterinnen Güter. Der surreale Charakter der räumlich strukturierten Filme dient als Folie, vor der komplexe Zusammenhänge zwischen Arbeit, Wirtschaft und Wertzuschreibung verhandelt werden, auch im Hinblick auf die Ökonomisierung affektiver Beziehungen. Rottenberg verwebt dokumentarisches Material mit fiktiven Sequenzen zu einer Allegorie über die Lebensbedingungen des Menschen innerhalb globaler Systeme.

In Münster nutzte die Künstlerin einen ehemaligen Asialaden als Readymade-Setup für ihre Filminstallation. Den motivischen Ausgangspunkt für ihren Film Cosmic Generator bildet ein Tunnelsystem, das verschiedene Orte und Akteure via Handel miteinander verknüpft, darunter die mexikanische Stadt Mexicali und ihren durch einen Grenzzaun getrennten kalifornischen Teil Calexico. Gerüchten nach erfolgt der Zugang zu dem System über Läden und Lokale in Mexicali. In ihrer filmischen Montage verknüpft Rottenberg Aufnahmen vom dortigen Golden Dragon Restaurant mit einem 99 Cents Store in Calexico und dem Yiwu Market in China. Diesem Handelsort für Plastikartikel kommt in dem imaginären Netzwerk – das von einer Reihe teils seltsamer Figuren bevölkert wird – eine zentrale Rolle zu. In seiner artifiziellen Farbenpracht wirkt er selbst wie eine gigantische Inszenierung.

Im Verschleifen von Fakt und Fiktion, sozialen und psychologisch aufgeladenen Räumen knüpfte Rottenberg an jüngere Arbeiten an, in denen mit einer Kautschukplantage im indischen Kerala, einer Zuchtperlenfabrik im chinesischen Zhuji und leer stehenden Wohnsiedlungen nahe Shanghai zunehmend reale, als Bühnenbild approprierte Arbeitswelten Eingang in ihre Filme fanden. Auch in Cosmic Generator, dessen Titel auf den Physiker und Elektroingenieur Nikola Tesla (1856–1943) zurückgeht, unter anderem Erfinder des als Zweiphasenwechselstrom bezeichneten Systems zur elektrischen Energieübertragung, verschwimmt die Zuordnung fiktiver und realer Arbeitsverhältnisse, während das im Studio gefilmte Tunnelsystem die geografischen Distanzen kollabieren lässt. Gleichzeitig knüpft er an Rottenbergs Auseinandersetzung mit der Kommodifizierung des Körpers an. Die Müdigkeit einiger Protagonistinnen verweist auf den Schlaf als temporären Rückzug und als eine der letzten, nicht verwertbaren körperlichen Ressourcen. Das installative Setting verstärkt den immersiven Charakter des Films und suggeriert eine Parallelwelt, die sich hinter der Ladenfront öffnet. Verband Martin Kippenberger Münster 1997 über sein imaginäres Metro-Net mit der Welt, verleiht Rottenberg der städtischen Infrastruktur eine weitere, im Wortsinn subversive Dimension.

Andreas Prinzing

Bilder

Standort

  • Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
  • Nicht mehr vorhanden
  • Im Museum