Rebecca Horn

Installationsansicht. Foto: Stadtmuseum Münster

Installationsansicht. Foto: Stadtmuseum Münster

Das gegenläufige Konzert

1987/97

Mehrteilige Installation im Zwinger

Innenraum: 42 mechanische Hämmer, 40 Grablichter, eine mechanische Schlangenskulptur aus zwei beweglichen Stahlarmen, die bei Berührung einen Funkenschlag auslösen, ein von zwei Eisenstangen fixiertes Gänseei

Innenhof: Stahlgerüst mit Glastrichter, in den Boden eingelassenes Wasserbassin

 

Standort

Zwinger an der Promenade, seit 1997 permanente Installation

 

Öffnungszeiten: von Mai bis September immer sonntags von 14 bis 18 Uhr

 

Weitere Informationen zu u.a. Führungen: https://www.stadt-muenster.de/museum/museum/zwinger

 

Eigentümer

Stadt Münster

Rebecca Horn

* 1944 in Michelstadt, Deutschland
lebt und arbeitet in Berlin und im Odenwald, Deutschland, sowie New York, USA, und Paris, Frankreich

Rebecca Horn realisierte Das gegenläufige Konzert bereits im Rahmen der Skulptur Projekte in Münster 1987. Die Arbeit wurde 1989 von der Stadt angekauft, allerdings erst nach der langwierigen Sanierung und Sicherung der Ruine des Zwingers kurz vor Beginn der Ausstellung 1997 eingeweiht. Die Installation wurde an die neuen Bedingungen des Ortes angepasst.1
Horns komplexes Gefüge aus Einzelkomponenten reflektiert die bewegte Geschichte des Zwingers. Zwischen 1528 und 1536 entstand er als Teil der Wehranlagen der Stadt, wurde im 18. Jahrhundert als Gefängnis und nach dem Ersten Weltkrieg als Notunterkunft genutzt. Schließlich vereinnahmten ihn die Nationalsozialisten; die Hitlerjugend fand hier zeitweise Unterkunft, ab 1943 richtete die Gestapo vor Ort zahlreiche Kriegsgefangene hin. Aufgrund der Zerstörung durch Bombenangriffe wurde der Zwinger 1945 zugemauert und zu einem unzugänglichen Ort, in dessen Mitte sich ein Biotop entwickeln konnte. Noch 40 Jahre später, in den 1980er Jahren, barg das Innere des Zwingers eine urwüchsige Wildnis. Das gegenläufige Konzert ist eine Intervention und Inszenierung von Chiffren, die die Geschichte der Ruine reflektiert und sie um zusätzliche Perspektiven und die Möglichkeit individuellen Erfahrens erweitert.


In den Kellergewölben des Zwingers befinden sich noch heute die Fragmente der ehemaligen fensterlosen Verließe, im Erdgeschoss sind die Mauern mit schmalen Öffnungen versehen. In diesen Nischen sind rote Grablichter platziert. In unterschiedlichen Höhen wurden mechanisch betriebene Hämmer an den Innenwänden angebracht, die ein durchgehendes Klopfen erzeugen. Im Kontrast zu diesen Klangräumen folgt der helle, aber dennoch eingeschlossene Innenhof, an dessen Wänden sich die Lage der ehemaligen Gefängniszellen erkennen lässt. Über dem Hof hängt ein Glastrichter in einer Gerüstkonstruktion. Alle 20 Sekunden fällt ein Tropfen in ein im Boden eingelassenes Bassin und durchbricht die Wasseroberfläche mit einem Wellenmuster. „Die kreisförmigen Wellen glätten sich zu einem schwarzen Spiegel, bis der nächste Tropfen den Takt zum gegenläufigen Konzert angibt. Ein Schlangenpärchen, erdgebunden, verfolgt das Kommen und Gehen die Monate hindurch“, so beschreibt die Künstlerin ihre Installation.2 Das Schlangenpaar, das im Obergeschoss in einem Terrarium gehalten werden sollte, wurde bereits 1987 durch zwei geschwungene Stahlarme ersetzt, die sich langsam aufeinander zu bewegen. Eine weitere, durchaus fragile Installation befindet sich nahe der Treppe im Obergeschoss: Dort halten zwei Stahlstreben ein Gänseei.

Anna-Lena Treese

 

1 Gail Kirkpatrick, Die Zwingerruine als Schauplatz zeitgenössischer Kunst. In: Der Zwinger in Münster (1528 – 1732 – 1945 – 1997) und „Das gegenläufige Konzert“ von Rebecca Horn, hrsg. von der Stadt Münster, Köln 2003, 39–53, hier 48, 52.

2 Rebecca Horn, Das gegenläufige Konzert. Installationsbeschreibung. In: Klaus Bußmann und Kasper König (Hg.), Skulptur Projekte in Münster 1987, Ausst.-Kat.: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster, Köln 1987, 136.

Standort

  • Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
  • Nicht mehr vorhanden
  • Im Museum